Hier möchten wir euch einen kleinen Überblick über ein paar Projekte und Initiativen geben, die wir besonders unterstützenswert finden und die ihr direkt durch den Kauf ihrer Produkte bei uns im Laden fördern könnt:
NoCap
Die Initiative NoCap wurde 2011 von Yvan Sagnet gegründet, einem ehemaligen Erntehelfer aus Kamerun, der selbst Opfer des sogenannten Caporalato-Systems wurde – einer Form der organisierten Ausbeutung in der italienischen Landwirtschaft. In diesem System vermitteln sogenannte Caporali Arbeitskräfte an landwirtschaftliche Betriebe und profitieren dabei von den Löhnen der Arbeiter:innen, die oft unter sklavereinähnlichen Bedingungen arbeiten müssen.
NoCap setzt sich für die Abschaffung dieser ausbeuterischen Strukturen ein und fördert stattdessen faire Arbeitsbedingungen, soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit. Die Organisation vermittelt legale Arbeitsverträge mit fairer Bezahlung, sorgt für menschenwürdige Unterkünfte und bietet Unterstützung bei der sozialen Integration von Migrant:innen.
Ein zentrales Element von NoCap ist die Einführung eines ethischen Siegels für landwirtschaftliche Produkte, das Verbraucher:innen ermöglicht, bewusst Produkte zu wählen, die ohne Ausbeutung hergestellt wurden. Durch diese Maßnahmen trägt NoCap dazu bei, die Lieferketten transparenter zu gestalten und die Rechte der Arbeiter:innen zu stärken.
VIO.ME
Die Fabrik βιο.με (VIO.ME) in Thessaloniki, Griechenland, ist seit 2012 ein Symbol für selbstverwaltete Arbeit und solidarisches Wirtschaften. Nachdem die Eigentümer das Werk während der Wirtschaftskrise geschlossen und die Beschäftigten ohne Lohn zurückgelassen hatten, übernahmen die Arbeiter:innen selbst die Kontrolle über die Produktion. Seitdem stellen sie umweltfreundliche Seifen und Reinigungsmittel her, die auf natürlichen Inhaltsstoffen basieren und ohne chemische Zusätze auskommen.
Die Organisation der Fabrik erfolgt basisdemokratisch: Entscheidungen werden kollektiv in Vollversammlungen getroffen, und es gibt keine hierarchischen Strukturen. Alle Mitglieder teilen sich die Aufgaben und Gewinne gleichberechtigt. Dieses Modell zielt darauf ab, nicht nur wirtschaftlich unabhängig zu sein, sondern auch soziale Verantwortung zu übernehmen.
Neben der Produktion engagiert sich das Kollektiv in verschiedenen sozialen Projekten. Dazu gehören die Unterstützung von Geflüchteten, Kooperationen mit solidarischen Kliniken und die Vernetzung mit anderen selbstverwalteten Betrieben weltweit. Durch diese Aktivitäten trägt βιο.με zur Förderung alternativer Wirtschaftsformen und sozialer Gerechtigkeit bei.
Scop-Ti
Scop-Ti ist eine selbstverwaltete Teekooperative in Gémenos bei Marseille, die aus einem bemerkenswerten Arbeitskampf hervorging. Nachdem der Konzern Unilever 2010 die Schließung der Teefabrik Fralib ankündigte, besetzten die Beschäftigten die Fabrik für 1336 Tage – ein beispielloser Widerstand, der schließlich zur Gründung der Kooperative im Jahr 2014 führte.
Sie arbeitet nach den Prinzipien der sozialen und solidarischen Wirtschaftsweise und organisiert sich in basisdemokratisch-partizipativen Strukturen. Seit 2014 produziert sie zwei eigene Teemarken aus solidarischer Arbeit und stellen die Produktion nach und nach auf Tee aus biologischer Landwirtschaft um.

Artikel im Laden
- Tee
Weiterführende Links
- Website der Kooperative auf Französisch
- 1336 Tage Höhen und Tiefen aber immer aufrecht
- Artikel „Darauf einen 1336” aus analyse & kritik, Nr. 622, Dezember 2016
be collective
BeCollective ist ein selbstorganisiertes Erzeuger*innenkollektiv von der griechischen Insel Kreta. Seit 2010 betreiben sie Landwirtschaft nach solidarischen Prinzipien – jenseits von Großhandel und Konzernen.
Verschiedene landwirtschaftliche Projekte haben sich unter dem Namen BeCollective zusammengeschlossen. Ihr Ziel: der gemeinsame Aufbau einer ökonomischen Basis, die weder von Zwischenhändlern noch von Marktzwängen abhängt. Sie produzieren ausschließlich das, was sie selbst anbauen, und achten dabei auf einen respektvollen Umgang mit Natur, Mensch und Boden.
Die Arbeit im Kollektiv ist basisdemokratisch organisiert, Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Es gibt keine Chefetagen, sondern gleichberechtigte Zusammenarbeit.
BeCollective versteht sich als Teil einer größeren politischen Praxis. Die kollektive Ökonomie soll Teil einer herrschaftsfreien, solidarischen Gesellschaft sein. 10 % aller Einnahmen fließen direkt in antifaschistische und soziale Bewegungen in Griechenland. Ihr bekanntestes Produkt ist das Olivenöl mit dem passenden Namen „Öl für das Getriebe der Bewegung“.
Aroma Zapatista
Aroma Zapatista ist ein selbstverwaltetes Kaffeekollektiv aus Hamburg-Wilhelmsburg, das seit 2012 solidarischen Handel mit indigenen Bewegungen in Chiapas (Mexiko) und im Cauca (Kolumbien) betreibt. Der Rohkaffee stammt aus Kooperativen der zapatistischen Bewegung und der CRIC.
Das Kollektiv zahlt Preise, die deutlich über dem Fair-Trade-Niveau liegen, und unterstützt die Bewegungen nicht nur finanziell sondern auch politisch und ideell. Ein Teil der Einnahmen fließt direkt in die Strukturen der zapatistischen Bewegung und des Congreso Nacional Indígena (CNI).
Aroma Zapatista versteht solidarischen Handel als Versuch, auf dem Weltmarkt ebenso wie im eigenen Betrieb Alternativen zu den vorherrschenden ausbeuterischen Arbeits- und Wirtschaftsstrukturen zu leben.
La Gota Negra
La Gota Negra ist eine kollektiv betriebene Kaffeerösterei aus Hamburg, gegründet 2014 aus einem selbstverwalteten Wohnprojekt heraus. Sie röstet Kaffee aus Kooperativen wie CENCOIC (Kolumbien) und Kichwa Rukullakta (Ecuador) in kleinen Einheiten und mit einem Trommelröster.
Das Kollektiv legt Wert auf gerechtere Handelsstrukturen, gleichberechtigte Teilhabe, Transparenz im Produktionsprozess und Nachhaltigkeit. Die enge Zusammenarbeit mit anderen Kollektiven wie Aroma Zapatista ermöglicht es, solidarische Wirtschaftsstrukturen aufzubauen und soziale Kämpfe vor Ort zu unterstützen.
Café Libertad
Das Café Libertad Kollektiv aus Hamburg existiert seit 1999 und ist tief in der anarchosyndikalistischen Bewegung verwurzelt. Aus der Solidarität mit dem zapatistischen Aufstand in Chiapas entstanden, importierte es zunächst acht Sack Rohkaffee – heute ist es eine eingetragene Genossenschaft mit rund 17 Mitarbeitenden.
Die Genossenschaftsstruktur dient als kollektive Eigentumsform jenseits von Privatbesitz: Gewinne werden nicht ausgeschüttet, sondern fließen in soziale Bewegungen und widerständige Kooperativen weltweit – von zapatistischen Gemeinden über die Frauenkooperative Aprolma in Honduras bis zur besetzten Fabrik VIO.ME in Griechenland.
Im Betrieb wird auf hierarchiefreie Organisation, solidarische Arbeitsbedingungen und eine kritische Reflexion von Prekarisierung geachtet. Café Libertad steht für eine Ökonomie, die politische Kämpfe nicht nur unterstützt, sondern selbst Teil davon ist.
Campo
Die italienische Genossenschaft Campo wurde 1978 in Isola del Piano (Region Marken) gegründet – zu einer Zeit, als die industrielle Landwirtschaft zunehmend auf chemische Mittel setzte. Campo entstand als bewusste Gegenbewegung zu dieser Entwicklung und setzte von Beginn an auf ökologischen Landbau, um gesunde Lebensmittel zu produzieren, ohne dabei die Umwelt zu schädigen. Ihr Ziel ist es, biologische Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen anzubieten und somit allen Menschen den Zugang zu gesunder Ernährung zu ermöglichen.
Die Genossenschaft setzt auf biologische Landwirtschaft, faire Arbeitsbedingungen und die Förderung lokaler Wirtschaftskreisläufe. Dabei legt sie großen Wert auf Transparenz, Qualität und soziale Verantwortung.
Campo versteht sich nicht nur als Produzent, sondern auch als Teil einer sozialen Bewegung. Die Genossenschaft arbeitet eng mit Landwirt:innen, Verarbeiter:innen und Verbraucher:innen zusammen, um eine nachhaltige und gerechte Lebensmittelproduktion zu fördern. Mit über 40 Jahren Erfahrung hat Campo ein Netzwerk aufgebaut, das über Italien hinausreicht.
Saatgutkollektiv Saatje
Saatje – Saatgut für eine emanzipatorische Zukunft
Saatje ist ein gemeinschaftlich getragenes Saatgutkollektiv im mecklenburgischen Wilsen, getragen vom Verein fruchtwechsel e.V. Im Fokus steht die Erhaltung und Vermehrung samenfester, regionaler Gemüsesorten, die sich an lokale Klimabedingungen anpassen. Dabei wird bewusst auf industrielle Landwirtschaft verzichtet und stattdessen regenerativ gearbeitet, um die Böden als lebendige Organismen zu pflegen.
Als emanzipatorisches Projekt versteht sich Saatje als Teil der Commons-Bewegung: Saatgut ist Gemeingut, Sortenvielfalt ist Kulturgut, und die Vermehrung ist eine Kulturtechnik, die es zu bewahren gilt. Das Kollektiv distanziert sich klar von jeglicher Form von Rassismus, Sexismus, Antisemitismus oder anderen menschenverachtenden Ideologien.
Neben der praktischen Saatgutvermehrung bietet Saatje auch Bildungsangebote an, etwa in Form von Workshops zur Saatgutgewinnung und Veranstaltungen wie dem jährlichen Saatgutfest im Rostocker Rathaus. Zudem betreibt das Kollektiv einen Schaugarten, das „Saatgutlabor“ in Rostock, um Wissen über nachhaltige Saatgutvermehrung weiterzugeben.
Saatje ist ein Projekt für alle, die sich für eine solidarische, ökologische und gerechte Zukunft einsetzen wollen – im Garten und darüber hinaus.